endlich finde ich mal die Zeit, unsere gemeinsame Beobachtungsnacht vom Wochenende in Worte zu fassen. Für die chronisch suboptimalen niederrheinischen Verhältnisse war es wirklich bemerkenswert, da die letzte Front des abziehenden Tiefdruckgebietes eine saubere und ruhige Luft hinterlassen hatte, die ich hier noch nicht oft geniessen konnte.
Zeit: 25.07. / 26.07. von 22:30 bis 4:30 Uhr
Grenzgröße: 5m6 in UMi, im Zenit M13 blickweise indirekt sichtbar, also noch etwas darüber (ich weiß genau, was Ulrich dazu denkt *gg*)
Seeing: 2 bis 3
Instrumente: 8'' und 12'' Dobson, bloßes Auge
Mit fortschreitender Dämmerung wurden erstmal die hellen Standardobjekte zum Warmwerden angefahren. Zu M27 oder M57 muß man eigentlich nicht viel schreiben. Jedoch konnte ich mal wieder an einem 12'' Dobson mitspechteln (Vielen Dank, Markus!) und gegen meinen 8'' vergleichen. Insbesondere der Hantelnebel M27 hatte es mir im großen Dobson angetan, mit OIII-Filter waren die "Ohren" und die hellen Außenkanten überdeutlich und fast so plastisch wie auf einer SW-Photographie. Auch der Ringnebel M57 profitierte deutlich von der größeren Optik. Der Kugelsternhaufen M71 im Pfeil blieb aber mit 8'' und 12'' ein sehr sprödes Objekt mit nur wenig Einzelsternen, ähnlich wie M56 in der Leier. Ich frage mich, was Messier in seinen kleinen Instrumenten überhaupt gesehen haben mag? Wahrscheinlich nur nebelige Fleckchen.
Auch der Cirrusnebel-Komplex und der Nordamerika- und Pelikannebel durften zum Warmsehen natürlich nicht fehlen, bemerkenswerterweise war NGC 7000 in Umrissen sogar ohne OIII-Filter auszumachen. Nach einem kurzen Umweg über M13 (ja, er ist noch da) wollte ich endlich mal wieder M92 ansteuern. Dieser ist für mich mindestens genauso schön wie sein bekannterer Bruder, insbesondere sein helles kompaktes Zentrum sticht heraus. Auch bei höherer Vergrößerung blieben die Randbezirke teilweise nebelig-unaufgelöst und sahen dabei wie Schmetterlingsflügel aus. Der Haufen wirkte auf mich deutlich oval und keineswegs kreisförmig.
Zwischenzeitlich war es richtig dunkel geworden und die Milchstraße zeigte sich mit bloßem Auge vom Schwan bis zum nördlichen Schützen deutlich strukturiert. So konnten der "nördliche Kohlensack", die Zweiteilung sowie die Schild- und die kleine Schützenwolke M24 deutlich abgegrenzt werden. Auch der Kleiderbügelhaufen Cr 399 war leicht als Wölkchen zu erkennen. Der offene Sternhaufen M11 im Schild zeigte sich für mich erstmalig wirklich beeindruckend mit 8'', sonst wurde er immer von Horizontdunst und Seeing "aufgefressen". Jetzt hingegen imponierte er mit vielen Einzelsternen und wirkte wie ein sommerliches Gegenstück zu M37. Weiter im Süden war jedoch nichts mehr zu holen, lediglich der Omeganebel M17 zeigte im OIII-Filter noch etwas Detail, M8 bzw. M20 und auch der helle Kugelsternhaufen M22 soffen leider fast völlig ab.
Angesichts der ruhigen Luft wollte ich nochmals versuchen, den Zentralstern im Katzenaugennebel NGC 6543 auszumachen. Mit 10'' und 12'' war mir das bereits möglich gewesen, jetzt klappte es eindeutig auch mit 8'', allerdings nur in Momenten wirklich guter Luftruhe. Aber allein schon das strahlend helle Türkis dieses PN war die Mühe des Suchens wert.
Bei bisher von mir noch nicht beobachteten PN bin ich dann den Rest der Nacht geblieben. Der "blinking planetary" NGC 6826 im Schwan war natürlich auch bei direkter Sicht nie ganz verschwunden, aber der namensgebende Effekt war auch mit 8'' noch sehr deutlich nachzuvollziehen. Im Adler suchte ich nach NGC 6781, laut Deep Sky Reiseführer dem hellsten der PN dort. An der angegebenen Stelle fand sich bei 32x zunächst nix, erst mit OIII-Filter ploppte ein nicht allzu helles, fast perfekt rundes Scheibchen heraus, dessen südlicher Rand bei 128x einen Hauch heller wirkte als die sonst sehr homogene Nebelfläche. Nicht weit entfernt im Delphin steht NGC 6905. Dieser war bereits ohne OIII-Filter gut auszumachen, wirkte leicht elliptisch und an den Rändern ungleichmäßig hell. Kurzzeitig blitzte ein Lichtfunken in der Mitte auf - der Zentralstern? Kann mir jemand bestätigen, daß das mit 8'' wirklich geht? Von der namensgebenden Farbe ("blue flash") habe ich jedenfalls nichts gesehen.
Bei beginnender Morgendämmerung warf ich dann noch einen Blick auf Jupiter, leider wie immer ohne GRF oder Mondschatten und auch ohne Impaktzone. Irgendwie erwische ich immer die "langweilige" Seite. Aber auch so war es eine sehr schöne Beobachtungsnacht, die das resultierende Schlafdefizit wirklich wert war.
