also zuerst einmal einen herzlichen Glückwunsch an Alle, die nach 5 Wochen Regen, Nebel und Wolken noch wussten wo man in ein Teleskop schaut!
Mir fiel es jedenfalls schwer den richtigen Zugang zur Materie zu finden. Als denn, wollen wir die Ereignisse mal aufrollen.
Das Unheil nahm vorige Woche seinen Lauf. Noch steckte mir eine britische Grippe in den Knochen, als ich wieder anfing die Wetterberichte aufmerksamer zu beobachten. Naja, Freitag sollte es was werden. Und es wurde auch etwas, aber was traue ich mich hier nicht zu schreiben...so von wegen Nettikette und so!
Am darauffolgenden Samstag wurde es warscheinlicher daß ein Spechtelabend gelingen könnte. Zu meinem Verdruss wurde auch ein Spechtelalarm für Sonsbeck ausgerufen. Bravo Ulli, da haste dich aber sauber ausmanoveriert. Was soll ich tun? Tom alleine spechteln lassen und nach Sonsbeck oder die Sonsbecker ohne mich auskommen lassen und Tom Gesellschaft leisten. Ich entschied mich für das Letztere, weil ich denke die Sonsbecker werden schon alleine vom Berg geweht...da brauche ich nicht auch noch Flugeinlagen zum Besten geben. Also Lembeck, windgeschützt und nebelsicher.
Wie angenommen rauschte es ganz gewaltig im Blätterwald um uns, aber am Platz kamen nur wenige leichtere Briesen an. Das Seeing war zum kotzen, dafür war aber die Transparenz recht ordentlich. Die Milchstrasse war sehr gut zu sehen. Alles in Allem schätzte ich den Himmel auf etwa 5mag.
Gemeinsam fingen wir an M33 auf den Pelz, besser auf die Spiralarme, zu rücken.
Bitte beachtet, daß durch die starke Packrate der JPEGs die Bilder reichlich Artefakte haben!!!

M33, 3*ca. 4min, 800ASA, EOS300D an 8"-F5-China-Newton, handgeguided
Danach waren wir so richtig in Galaxienstimmung. Ein Blick nach oben offenbarte uns aber ein Problem: Welche?
Ich erinnerte mich an eine EdgeOn-Galaxie am Ende des Sternbildes Andromeda, die NGC 891.

4*ca. 3min,800ASA, handgeguided
Hier zeigte sich auch schon ein gewaltiges Problem. Längere Belichtungen soffen regelrecht in der Hintergrundhelligkeit ab, aber wir taten unser Bestes (Anmerk. der Redaktion: rauchen und quatschen).
Und dann sahen wir es durch die Blätter funzeln, hell und groß und unendlich anziehend: Orion! Und wo Orion ist, ist auch unser Schatz, der Orionnebel. Gut, gut, er dampfte so gerade eben durch die Lichtkaskaden der Marler Chemiewerke, dafür hüpfte er rum wie die Teenies beim Konzert von Robbi Williams oder wie der Kracher heist.
Das lässt den Ulli kalt, da brennen bei ihm alle Sicherungen durch, der muss geknipst werden.
Und hier ist er, der erste Astrotreff-Orionnebel der Saison, grausam aber bunt!

1*ca. 3min+1*1.5min,800ASA, handgeguided durch das Blätterwerk der Bäume
Damit war der Samstag um, und ein ganzes Stück Sonntag war auch schon drauf gegangen.
Am Abend des selben Sonntags stand dann wieder mal die Frage im raume: Gehen wir nach Lembeck oder Lembeck. Als Alternativvorschlag brachten wir dann noch Lembeck ein, was zu völliger Verwirrung führte. Wir entscheiden uns daher für das einfachste Ziel, nämlich Lembeck.
Die Nacht war fast noch besser als der Samstag. Aber sie fing an, wie eine Nacht beim Ulli so ein bis zweimal im Jahr anfangen muss. Ist die Nacht gut, verreckt irgendetwas vom Equipment. Diesmal war es die Monti. Null Power, kein Strom, keine leuchtenden Gizmos, kein Spass, verdammte Schei..e! Irgendwann fand ich mit Toms Hilfe heraus, daß mein Stromkabel einen Kontaktbruch im Stecker hatte. Also, ab nach Hause, Lötzinn auf den Kontakt geschmissen und wieder im Windeseile ab nach Lembeck. Nach 45min. stand ich wieder vor meiner halb aufgebauten Monti, bei einem Durchschnittsverbrauch von warscheinlich 24l/100Km und unter Missachtung aller gültigen Vorschriften..fast aller!
Stecker eingesteckt und...und.. puh, Gizmos aller Orten.
Dann wurde flugs fertig aufgebaut, denn schließlich galt es die verlorene Zeit wieder gut zu machen. Und bei soetwas vergisst man wichtige Sachen, wie z.B. den newton zu justieren. Jedenfalls scheint bei mir die Güte der Nacht reziprok zum Abknipserfolg zu stehen. Ausser einem erbärmlichen Bubble und dem folgenden Bild war nichts zu holen für mich.

NGC 7331 mit Stephans Quintett, 3*ca. 5min,800ASA, handgeguided
Da der Krüppel ziemlich im Zenit stand, sass ich auf dem Boden, frohr mir mein Hinterteil ab und fand das ganze aber eigentlich recht lustig.
Da ich Montags arbeiten musste, war um kurz nach halb2 Schluss.
Miontag war dann so ein Montag, den man gerne überspringen würde. Draussen bestes Wetter und Ulli am Bürotisch mit einem stetigen aber heftigen Kampf gegen Müdigkeit und Unlustanfälle.
Abends war dann ganz Schluss, ich war einfach zu müde. Also kein Spechteln.
So, und jetzt wird es Ernst. Einem Hardcorespechtler einen Spechtelentzug zu verordnen, und sei es von einem selbst, ist definitiv gegen die Natur des Menschen. Und wenn draussen die Sterne nur so leuchten, dann kommen Seelenqualen auf, die grenzen an Unmenschlichkeit. Gegen 23Uhr sah man dann nur noch ein Husch und weg war der Ulli. Ich bin dann mal im Raume Raesfeld herumgefahren, in der Hoffnung einen neuen Spechtelplatz zu finden. Und was der Himmel da zeigte war wohl das beste was es in unseren Breiten dieses Jahr gegeben hat. Und ich hundemüde und keinen Bock zum aufbauen. Also hab ich etwas Feldstecherspechteln gemacht. So nebenbei bemerkt war selbst der Cirrus im Feldstecker zu sehen, Nordamerika kein Problem und M33 deutlich. Boooah, und ich hatte eigentlich immer noch keine Lust den krempel aufzubauen. Hätte ich es mal gemacht.
Dienstag war dann aber eines klar. Komme was wolle, ich will heute spechteln. Und es kam was wollte, Zirren und Schleierwolken über unserer Region. Schei.. was drauf, dann fahre ich eben ins Sauerland. Gesagt getan stand ich also an meinem Spechtelplatz im sauerland und staunte nicht schlecht. Keine Zirre aber ein Himmel wie in Lembeck zu guten Zeiten. Na was solls, die Alternative hies "nicht spechteln". Also hab ich aufgebaut und losgeknipst.
Erstaunlicherweise hat eigentlich nichts wirklich geklappt, da war wohl doch etwas zu viel Dunst am Himmel. Zuerst kam Pickerings Triangular Whisp im Cirrus-Nebelkoplex an die Reihe. Der war einer meiner Favoriten dieses Jahr, aber irgendwie hat es nie richtig geklappt.

Pickerings Triangular Whisp im Cirrus-Nebelkoplex, 3*ca. 5min+1*12min+1*8min, macht zusammen 35min. Nicht auszudeneken was mit 35min in einer rattendunklen Nacht möglich wäre ,800ASA, handgeguided
Der nebelkomplex ist aber auch sehr lichtschwach und war indirekt im UHC so eben zu erhaschen, während die beiden anderen Teile des Cirrus geradezu leuchteten.
Zum Vergleich noch mal ein M33. Trotz Sauerland deutlich mieser als der von Lembeck.

2*430s,800ASA
Zum Schluss dachte ich mir noch: Machste doch mal eine der Standardlaternen, z.B. die Plejaden. Und irgendwie hab ich da wohl eine ziemlich Dunstfreie Region erwischt.

Einzelbild 12min,800ASA
So, und jetzt sind Wolken und ich kann endlich mal pennen...wenn ich diesen Bericht fertig habe.
CS
Ulrich